Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

Baukultur als Schlüssel zur Transformation

Unter dem Motto „Nicht neu, aber neu gedacht – Transformation beginnt im Bestand“ diskutierten am heutigen Donnerstag in Kassel rund 100 Fachleute aus Architektur, Stadtplanung, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über die Zukunft des Bauens im Bestand. Darüber hinaus hat Wohnungsbauminister Kaweh Mansoori den hessischen Landespreis Baukultur an fünf ausgewählte Projekte übergeben.

Die Veranstaltung des Netzwerks Nachhaltige Stadtentwicklung Hessen fand im umgenutzten Hallenbad Ost statt – selbst ein Beispiel für gelungene Umnutzung und Stadtteilerneuerung.

„Gebäude prägen unser tägliches Leben – sie sind Orte der Begegnung, der Arbeit, des Miteinanders. Wenn wir bestehende Räume gemeinsam neu denken, entsteht mehr als Architektur: Es entsteht Vertrauen, Gemeinschaft und Identität. Die Transformation im Bestand ist damit auch eine soziale Aufgabe – sie verbindet Menschen und schafft Zukunft, die auf Zusammenhalt gründet“, betonte Wohnungsbauminister Kaweh Mansoori. „Gerade in dicht bebauten Stadtvierteln ist die Umnutzung von Bestandsgebäuden entscheidend, um das Stadtbild wieder aufzuwerten, ohne neue Räume erschließen zu müssen. Gleichzeitig werden wichtige Rohstoffe gespart.“

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Strategien, wie Klimaschutz, soziale Teilhabe und Baukultur im Bestand zusammengedacht und praktisch umgesetzt werden können. In Fachforen, Rundgängen und Diskussionen wurden Wege aufgezeigt, wie vorhandene Gebäude energetisch, funktional und kulturell neu belebt werden können, anstatt neu zu bauen.

Fünf Projekte mit Landespreis ausgezeichnet

Unter dem Motto „ZUSAMMEN UmGEBAUT – Gute Räume für sozialen Zusammenhalt“ wurden herausragende Beispiele gewürdigt, die zeigen, wie kluge Umbauten neue Formen des Miteinanders schaffen. Die prämierten Projekte wurden von einer unabhängigen Jury ausgewählt.

Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Landespreises Baukultur 2025

„ZUSAMMEN UmGEBAUT – Gute Räume für sozialen Zusammenhalt“:

Ein ehemaliger Supermarkt wurde in Gudensberg zu einem sozial-integrativen Kommunikations- und Begegnungszentrum umgewandelt. Ein Dachgeschoss in Holzbauweise integriert sich unauffällig in die Bestandshülle und schafft einen Zugang zur neu geschaffenen Dachterrasse mit großartigem Blickbezug zu Altstadt und Schlossberg. Das neue „G1“ ist das Gemeinbedarfszentrum für Integrations-, Vereins-, Flüchtlings-, Jugend- und Generationenarbeit mit Räumen für Musik, Veranstaltungen, Kochen, Treffen u.v.m.

Die Sanierung der Stadthalle Hattersheim stellt ein herausragendes Beispiel für die gestalterisch sensible, energetisch wirksame und ressourcenschonende Weiterentwicklung eines denkmalgeschützten Kulturbauwerks dar. Die ursprünglich angestrebte Variabilität der Veranstaltungsräume war zwar architektonisch angelegt, aber durch technische Mängel nicht mehr gegeben (z. B. klemmende Faltanlagen, hohe Übersprechung). Durch neue, leichtgängige Faltwände mit hohen Schallschutzwerten und akustisch wirksame Sturzausbildungen kann nun tatsächlich ein paralleler Mehrfachbetrieb erfolgen – vom Konzert bis zur politischen Versammlung.

Räume für die freie Kulturszene in Kassel sind knapp. Der unter Denkmalschutz stehende Hochbunker aus dem 2. Weltkrieg wird zukünftig als Kulturort für mehrere Nutzergruppen aus der Kulturszene dauerhaft und verlässlich zur Verfügung gestellt. Das Haus bietet für unterschiedliche Nutzergruppen einen multifunktionalen, robusten und resilienten Rahmen. Hierfür wurden meterdicke Wände und Decken entfernt, Fensteröffnungen geschaffen und vor allem ein neues Dach aufgesetzt. Ausgebaute Materialien (z.B. Ziegel) wurden beim Innenausbau wiederverwendet.

Mit dem Quartiers- & Nachbarschaftszentrum Elf-Apostelhaus/Jüdische Schule entsteht mit den Bürgern und für die Bürger ein „niederschwelliges“ Kommunikationszentrum, welches gleichzeitig Schnittstelle für Einheimische (Alteingesessene), Neubürger (aus dem In- und Ausland - Flüchtlinge) und Besucher (Touristen) sein wird. Die zentrale Lage des intergenerativen Netzwerkhauses direkt am Marktplatz ist ein aktiver Beitrag zur Stärkung der Innenentwicklung des Tanner Stadtkerns und zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in ländlicher Region. Es findet eine Aufwertung einer lange Zeit leerstehenden Liegenschaft statt, wodurch sich das Tanner Stadtbild sowohl für die Bürger als auch für touristische Besucher im Bereich des Marktplatzes deutlich verbessert.

Eine kleine Gruppe Menschen gründetet in 2006 den Verein Fachwerk-Freunde-Hönebach e.V. mit dem Ziel, das „Niemeyerhaus“ vor dem Verfall zu retten. Das imposante Gebäude im Zentrum ihres Dorfes, zu dem jeder seine eigenen Geschichten und Erinnerungen hatte, sollte wieder zu einem zentralen Treffpunkt für Jung und Alt werden. Nach vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit, die in den letzten zwei Jahrzehnten von den Mitgliedern geleistet wurden, konnte in 2023 endlich der Dorftreff eröffnet werden. Seitdem ist das Niemeyerhaus wieder fester Bestandteil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in unserem Heimatort.

Hintergrund

Der Hessische Landespreis Baukultur wird von der Landesinitiative +Baukultur in Hessen ausgelobt, deren Federführung im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum liegt. Weitere Mitglieder sind das Hessische Ministerium der Finanzen, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, der Hessische Städtetag, der Hessische Städte- und Gemeindebund, die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen und die Ingenieurkammer Hessen. Schirmherr ist der Hessische Ministerpräsident. 
Ziel der regelmäßigen Auslobung zu wechselnden Themen ist es, herausragende Beispiele qualitätsvoller, nachhaltiger und sozial verantwortlicher Baupraxis zu würdigen und sichtbar zu machen.